Ansitzhütte bauen

Ansitzhütte und Fotografie

Als ich mich zum Bau einer Ansitzhütte für meine Vorhaben entschloss, habe ich zeitnah angefangen im Netz nach Bauplänen sowie Tipps&Tricks als auch Erfahrungsberichten zu suchen.
So richtig gute oder auf meine Bedürfnisse zugesschnittene Sachen habe ich leider kaum entdeckt. Anbei also der Versuch über meine Erfahrungen zu schreiben und Informationen die ich in diversen Foren etc. sammeln konnte etwas zusammenzufassen.
Für die Richtigkeit oder hohe Qualität meines Vorhabens übernehme ich allerdings keine Haftung :)
Ich hoffe jedoch dem Einen oder Anderen hiermit etwas Hilfestellung oder Denkanstöße geben zu können.
Sebastian

Der Weg zur Ansitzhütte

Nach vielen mehr oder weniger erfolgreichen Foto-Streifzügen in der Natur wuchs in mir die Erkenntnis, dass man ohne gute Tarnung nur sehr schwer an die gewünschten Motive wie z.B. Rehwild herankommt.
Bewährt hat sich bei mir Tarnkleidung und ab und an der Einsatz eines Tarnzelts.
Das Tarnzelt lasse ich jedoch nur ungern über Nacht im Revier stehen, die bekommen ja recht schnell Beine.
Das Hin- und Herschleppen der gesamten Ausrüstung incl. Tarnzelt ist auch nicht immer ein Vergnügen.
So wuchs in mir der Wunsch eine feste Ansitzhütte aufzustellen.

Hier das Ergebnis:

ansitzhütte-3


Zum Thema Tarnung möchte ich noch folgendes loswerden:

Natürlich kann man sich an die Tierwelt anpirschen und hoffen ansprechende Fotos zu machen.
Bei nicht erfolgreicher Pirsch verschreckt man jedoch die Tiere. Im schlimmsten Fall hauen sie dann hochflüchtig ab.
Davon hat der Fotograf nichts und die Tiere werden unnötig gestreßt. Grad in den nahrungsarmen Monaten kann dies schlimme Folgen haben. Zudem meiden die Tiere häufig den Platz an dem sie aufgescheucht wurden, zumindest für mehrere Stunden.
Am Besten ist es also wenn die Tiere zu einem kommen!

Mit etwas Geduld und Erfahrung nähern sich auch Rehe bis auf wenige Meter ohne, dass man entdeckt wird.
Teilweise werden sie sogar vom Geräusch des Spiegellschlags der DSLR neugierig angezogen, manchmal leider auch etwas abgeschreckt.
Da ich im Bereich einer Feuchtwiese in Seenähe, zwischen Feldern und Knicks gelegen, häufig Rehwild antreffe, habe ich mich dazu entschieden dort die Ansitzhütte aufzustellen.

Warum eine Ansitzhütte?
  • fest installierte Tarnung die man nicht mitschleppen muss
  • einiges an Material kann auch mal über längere Zeit in der Hütte belassen werden (z.B. Stuhl(ggf. Hütte abschließen!))
  • man ist vor Witterungseinflüssen weitestgehend geschützt
  • die Hütte bietet zudem noch etwas an Schalldämpfung
  • die Tiere sind nach einigen Tagen bzw. wenigen Wochen an die Hütte gewöhnt. Ein ab und an mal aufgebautes Tarnzelt weckt oft Mißtrauen
  • die Hütte kann nach belieben mit Luken etc versehen und entsprechend eingerichtet werden
  • Standort bleibt unverändert, so kann man z.B. Tiere bei Bedarf an feste Futter und ggf. Luderplätze gewöhnen
  • die Umgebung der Hütte kann ggf. gestaltet werden (Ansitzäste, ggf. Teich anlegen etc)
Wo stelle ich die Ansitzütte am Besten auf?
  • sie sollte gut erreichbar sein
  • achtet auf das Licht, checkt den Lichteinfall und Schattenwürfe zu verschiedenen Tageszeiten
  • (hierbei können verschiedene Apps wie z.B. „Golden Hour“ oder „Sun Surveyor“ helfen. Zur Not reicht auch „Google Maps“ :)
  • welche Tierarten lassen sich hier häufig antreffen
  • ist die Umgebung auch fotogen (Strommasten, Landwirtschaftliche Einrichtungen, Straße im Hintergrund etc.)
  • ist der Hintergrund für meine gewünschte Bildwirkung fotogen?
  • lässt sich das Motiv noch freistellen (Bäume im HG weit genug entfernt etc.)
  • wie ist die Vegetation? Wächst auf der Wiese vor der Hütte das Gras im Sommer 2 Meter hoch und man kann nicht mehr aus der Luke gucken?
  • werden umstehende Bäume durch Laub in den Sommermonaten das letzte Licht schlucken?
  • ist der Untergrund geeignet
  • sind oft Spaziergänger in der Nähe die potentiell Wild verscheuchen könnten?
  • störe ich auch keine Tiere? (bitte nicht 10 Meter neben dem Fuchsbau oder an Wildwechseln aufstellen)
Was sollte man vor dem Aufbau in Bezug auf den Ort beachten?
  • Erlaubnis des Grundstückeigentümers/-Besitzers einholen (z.B. Landwirt, Pächter)
  • Erlaubnis bei den zuständigen Jägern und ggf. Förstern einholen
  • nett ist es natürlich auch Anwohner zu informieren (in Bezug auf evtl. spielende Kinder usw.)

Hier hat es sich zumindest in meinem Fall sehr gelohnt das Gespräch mit allen Leuten zu suchen, die in irgendeiner Form involviert oder betroffen sind.
Der Landwirt hat mir beim Aufstellen meiner Hütte geholfen. Ich durfte die Scheune zum Zusammenbau nutzen und er hat sie mir mit dem Trekker zum Aufstellungsort gefahren.
Der zuständige Jäger konnte noch einige Tips geben, damit man sich nicht ins Gehege kommt.
Zudem verfügt er über eine hilfreiche Orts- und Artenkenntnis.

Bau der Hütte:

Da dies mein erstes größeres Bauvorhaben dieser Art war habe ich mich versucht so gut wie möglich schlau zu machen was die benötigten und empfohlenden Materialien etc. angeht.
Die Ansitzhütte steht seit Januar 2016 und somit liegen noch keine Erfahrung in Bezug auf Langlebigkeit etc. vor.

Die Hütte ist ca 135 cm breit, 150cm tief und 180 cm hoch.

Genutzt habe ich OSB 3 Platten mit 12mm Stärke für die Wände, Fußboden und die Decke der Hütte.
Zudem Dachlatten für Verstärkungen und den Unterbau des Fußbodens sowie als Halterung oder Basis für den Dachaufbau aus Bitumen Wellplatten.
Als Verstärkungen für die Außenkanten, den Türrahmen und als zusätzlicher Wetterschutz an einigen Stellen, kamen Schalbretter zum Einsatz.
Gestrichen wurde das ganze mit Buntlack.
Im Prinzip wurde alles verschraubt, Nägel wurden nicht verwendet.
Als Unterkonstruktion nutzte ich Einschlaghülsen die ich jeweils an einer Seite aufgefräst habe und ein Kantholz welches mit den Einschlaghülsen und der aufstehenden Hütte verschraubt wurde.
Ausgelegt habe ich die Hütte mit Teppich um Schall etwas dämpfen zu können. Bei Bewegungen ist der Kasten sonst ein richtiger Resonanzkörper.
An einigen Wänden ist zudem Teppich angebracht um auch hier eine kleine Schalldämmung nach Außen zu erreichen.

Mehr dazu auf den Fotos.
ansitzhütte-2


Hier sieht man gut den Innenraum mit den OSB Platten. Als Unterkonstruktion für den Fußboden nutze ich Dachlatten um den recht dünnen OSB Platten mehr Stabilität zu verleihen.
Ebenso kann man einige Schalbretter erkennen die im AUßenbereich an den Kanten für zusätzliche Stabilität sorgen sollen und Spaltbildung sowie aufquellen durch Wasser verhindern sollen.
Im Innenraum habe ich soweit wie möglich auf Latten verzichtet, damit man sich später nirgens den Kopf anhaut und um den Raum bestmöglich nutzen zu können.
Jetzt fehlt dem Kasten nur noch die Vorderseite.

Hier die Hütte mit Vorderseite, Luke und weiteren Schalbrettern (das Dach ist nur provisorisch aufgelegt) & Seitenansicht mit Tür:
ansitzhütte-3-2ansitzhütte-2-2


ansitzhütte-1-2

Als Nächtes die Innenansicht der Vorderseite mit Fenster und Schalbrett sowie Dachlatte als Versteifung der Front sowie als Auflage für einen Bohnensack.
Die Dachlatte kann ich nutzen um 2 Stativbeine aufzustellen. Das Dritte dann auf dem Fußboden. Auf diese Weise komme ich mit dem Stativ so nah wie Möglich an die Luke.
Ich habe mich bewußt gegen eine Art Fensterbank  mit Halterung für einen Kugelkopf entschieden um flexiebler zu sein.


Nun ja, zu guter Letzt noch der Anstrich und dann sieht das aufgestellte Ding so aus:

ansitzhütte-5


Hier erkennt man noch 2 Seitenklappen.

ansitzhütte-6


Frontansicht mit GESCHLOSSENER Luke !
Hier habe ich ein Tarnstoff aufgenagelt und mit einem kleinen Plastik Blumentopf versehen, damit es immer so aussieht als ob ein Objektiv rauslugt.
Ob es was bringt kann ich nicht sagen aber schaden kann es ja nicht.
Anbei mal Links zum Tarnstoff, Tarnschal und dem gemütlichen Stuhl in der Hütte:
(Werbung)


Hier der Blick aus der Luke von Innen nach Außen:

ansitzhütte-4


Ca. 15 Meter vor der Hütte lässt sich ein gesteckter Ansitzast erkennen.
Ich habe die Hoffnung, dass sich hier evtl. mal der ein oder andere Greif niederlässt. Im Hintergrund im rechten Teil der Baumreihe am Schilf ist ein abgestorbener Baum zu erkennen. Er dient im Sommer oft als Ansitz für See- und Fischadler.

Ergänzende Informationen:
  • die Frontluke der Ansitzhütte geht nach Außen auf, damit ich Innen gut mit Tarnstoffen arbeiten kann
  • die Seitenluken gehen nach Innen auf, damit ich bei Bedarf Zugriff auf sie habe ohne die Hütte verlassen zu müssen.
  • die Hütte ist Innen ebenfalls Grün gestrichen um so dunkel wie Möglich zu sitzen, damit ich nicht entdeckt werde
  • OSB quillt etwas auf, bei Bedarf muss man an der Ein oder Anderen Stelle ggf. noch mal etwas feilen
  • Im Nachhinein hätte ich wohl eher Siebdruckplatten genutzt. Sie sind ind er Anschaffung teurer als OSB Platten, allerdings brauchen diese keinen Schutzanstrich. So hätte ich mir 3.5l recht teure Farbe und etwas Mühe ersparen können. OSB Platten saugen die Farbe auf wie sonstwas !
  • Die Gesamtkosten betragen ca 250-300 Euro
Aktualisierung (23.04.2016)

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass einfache Tarntücher vor der Luke bei etwas mehr Wind flattern und etwas zu viel Aufmerksamkeit erregen und Vögel und Wild durchaus scheut.
Daher habe ich an der Frontluke zwei verschiebbare Spiegelglasscheiben eingebaut (6mm stark, einseitig mit Spiegelfolie beklebt).
In der Mitte arbeite ich nach wie vor mit Tarntüchern, die Öffnung dort hat allerdings nur noch die Objektivbreite. Dadurch flattert auch nix mehr.
Bei Bedarf lassen sich die Scheiben nach links und rechts auf einer gebastelten Holzschiene verschieben, so dass der Bewegungsradius des Objektivs größer wird.
Desweiteren habe ich einen Nistkasten angebracht, die Tiere sollen aj auch von der Hütte profitieren :D
Hier ein paar Bilder dazu:
Ansitzhuette-April (3 von 3)

Hier der Nistkasten :)

Ansitzhuette-April (2 von 3)

Die neue Ansicht von Innen mit dem Spiegelglas links und rechts

Ansitzhuette-April (1 von 3)

Hier die neue Frontansicht

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Auf der Wiese konnte ich in den vergangenen Jahren unter Anderem bereits viele Fotos machen (wie z.B. von dem Rehbock unten).
Ich hoffe, dass bald noch ein paar dazu kommen.

Rehbock Gras

Rehbock Gras


(Mittlerweile hat sich die Hütte bewährt. Mehrere Fotos von Rehwild konnte ich bereits aufnehmen. Jetzt hoffe ich noch auf einige Fotos von Greifen)

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8 Kommentare:

  1. manfred ströber

    hallo
    eine super sache ,ich hab auch ein guten platz wo mann eine hütte errichten könnte,
    mit den jägern bin ich mich einig geworden,
    nun würde ich mal wissen wollen wie sie mit den förster geredet haben den da hab ich so meine bedenken

    • Moin!
      Ein Förster ist hier nicht involviert. Nur Jäger und der Landwirt welcher auch Grundbesitzer ist.
      Je nach Revier und Aufstellungsort weiß ich nicht weshalb ein Förster sich querstellen sollte, wenn Jäger schon ihr ok gegeben haben.
      Viel Glück und danke für das Feedback :)

  2. Wolfgang Schnabel

    Solche Hütten sind die absolute Lösung. Kann das nach Stundenlangen Ansitzen in der Exdremadura nur bestätigen.

  3. Danke für deine Beschreibung.
    Habe seit kurzem ein eigenes Waldstück was an einer Wiese grenzt, und wollte mir auch eine Hütte bauen. Dein Bau hat einige gute Tips gebracht.

    Alwin
    FB: @alwin.fotograaf

    • Hallo Alwin !
      Vielen Dank für das Feedback, toll zu sehen, dass da n paar Leute was mit anfangen können.
      Dir wünsche ich viel Glück für dein Voraben.
      Schönen Gruß,
      Sebastian

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