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Einleitung
Man geht davon aus, dass vor etwa 10.000 Jahren damit begonnen wurde, Katzen zu domestizieren. Dies fand wahrscheinlich im Bereich rund um das heutige Ägypten statt. Seitdem breitet sich die Hauskatze (Felis catus) weltweit stark aus. Bis auf die Antarktis sind bereits alle Kontinente von ihr bevölkert.
Hauskatzen sind leider keine reinen Hauskatzen sondern treiben sich oft auch in der freien Natur herum. Auf einigen Höfen mag das Sinn machen, um die Mäusepopulation im Griff zu haben. In anderen Gebieten sind sie jedoch nur draußen, weil ihre Halter sie gern als Freigänger halten möchten. Zum Wohle der Katze. Für die Katze natürlich gut, für die Natur allerdings ein Desaster.
Da ich immer mal wieder Diskussionen mit Katzenhaltern habe, online als auch im richtigen Leben, und diese Diskussionen seitens der Katzenfreunde teilweise etwas ausarten und hitzig werden können, schreibe ich hier mal ein paar Zeilen zum Thema. Vielleicht erreicht es ja einige Katzenfreunde und regt zum Nachdenken an. Argumente wie: „Das ist doch Natur…“, „Meine Katze jagt nicht…“ „Dafür füttere ich Vögel…“ usw. sind einfach haltlos, darauf und auf andere Themen gehe ich im weiteren Text ein.
Die Hauskatze
Es gibt viele verschiedene Arten und natürlich auch Mischlinge.
Die meisten Hauskatzen sind etwa einen halben Meter lang, und wiegen ca. 5 kg, bei einer Schulterhöhe von ~30cm. Sie werden gut 15 Jahre alt, können ausgezeichnet hören und sehen. Mittels ihrer vielen Tasthaare nehmen sie die Umgebung sehr gut wahr. Bedingt durch die Anatomie ihrer Augen sind sie auch in der Lage in der Dämmerung sowie nachts sehr gut sehen zu können. Ihr Geruchssinn ist im Vergleich zu manch anderen Raubtieren eher mittelmäßig ausgeprägt. Durch ihren Körperbau sind sie zudem äußerst agil und besitzen eine gute Sprungkraft. Auch wenn es im Volksmund heißt, dass Hauskatzen eher Einzelgänger sind, ist diese Annahme nicht ganz korrekt. Es sind sehr soziale Tiere und sie finden sich oft, z.B. auf Höfen, in Gruppen zusammen.
Zahl der Katzen in Deutschland
In Deutschland leben etwa 16 Millionen Hauskatzen. Etwa 2 Millionen von ihnen sind „herrenlose Streuner“, also verwildert, und etwa 8 Millionen sind Freigänger. Unterm Strich sind also etwa 10 Millionen Katzen draußen unterwegs, nur etwa 6 Millionen sind auch wirklich Hauskatzen im wahrsten Sinne des Wortes.
Beuteverhalten und Beutespektrum der Freigänger-Katzen weltweit
Das Beutespektrum der Hauskatzen ist enorm. Vom Insekt über Vögel bis zu größeren Säugetieren ist fast nichts vor ihnen sicher. In einer aktuellen Metastudie (12/2023) wurden Daten aus den letzten 100 Jahren ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass bislang 2084 Arten als Katzen-Beute identifiziert wurden. 347 davon sind vom Aussterben bedroht oder mittlerweile sogar ausgestorben. Festzuhalten bleibt hier, dass dabei hauptsächlich Daten aus Nordamerika sowie Australien vorlagen. Von anderen Kontinenten gibt es weniger Daten. Die tatsächliche Zahl der bereits erbeuteten Arten dürfte also noch deutlich höher liegen. Teilweise wurde Mageninhalt begutachtet und Kotproben entnommen. Machen Arten wie z.B. einige Insekten sind dabei nur schwer zu entdecken. Auch hier dürfte die Zahl und Relation noch höher liegen als bislang nachgewiesen.
Von den über 2000 Arten sind fast 1000 davon Vögel, fast 500 Reptilien, ebenso knapp 500 Säugetiere. Insekten und Reptilien machen mit knapp 200 Arten den Rest aus.
Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland bis zu 200.000.000 (200 Millionen!) Vögel erbeutet werden. Die Zahl möchte ich nicht bestätigen, sie kommt mir etwas hoch vor. Wenn man aber mal vorsichtig annimmt, dass eine Freigänger Katze pro Monat auch nur einen einzigen Vogel erlegt, dann sind wir bei 10 Millionen Katzen (mit Ausgang / verwildert) allerdings schon bei 120 Millionen toten Vögeln / Jahr in Deutschland!
Wenn man sich jetzt vor Augen führt, dass im gesamten Mittelmeerraum jährlich 25 Millionen Vögel illegal getötet werden (Leimruten und Netze), dann ist das Verhältnis der Zahlen zueinander schon erschreckend. Wir reden hier im Rechenbeispiel ja nur über Zahlen aus Deutschland und setzen diese in Relation zum gesamten Mittelmeerraum…
Hier mal ein Link zu einem Youtube Video welches einige Katzen bei der Jagd zeigt:
Reviere der Hauskatze / Wildkatze („Das ist doch Natur“)
Die Reviergröße der Hauskatze umfasst meist etwa 5000 Quadratmeter. Also 0,005 Quadratkilometer.
Reviere von Wildkatzen in Deutschland sind mit 2-9 Millionen Quadratmetern, also 2-9 Quadratkilometern um ein vielfaches Größer.
Abgesehen davon, dass Hauskatzen keine Wildtiere sind und somit nicht in die Natur gehören jagt eine Hauskatze also auf einem sehr kleinen Bereich mehr oder weniger alles, was sich bewegt. Eine Wildkatze hingegen entnimmt aus einem mehr als 1000x größeren Gebiet ihre Beute. Somit wird der Entnahmedruck auf verschiedene Populationen durch die Einzelgänger-Wildkatze also auf ein signifikant größeres Gebiet verteilt.
Und Wildkatzen gibt es in Deutschland nur etwa 7000 und keine 16.000.000 .
Meine Schlussfolgerung aus den Erkenntnissen
Ich kann jeden verstehen, der sich gern Haustiere halten möchte. Sobald eine Katze Freigang genießt ist es allerdings keine reine Hauskatze mehr, sondern ein verhältnismäßig zahmes Raubtier welches sich vom Menschen unbeaufsichtigt in der Natur herum treibt und seinen Instinkten nachgeht. Dazu gehört auch das Beute-/ oder Jagdverhalten. Auch im Haus gut gefütterte Katzen gehen ihrem Jagdtrieb draußen nach. Das muss jedem Katzenhalter einfach bewusst sein. Wirklich jeder, der seine Katze raus lässt weiß also, dass sie draußen wildert, sich evtl. noch vermehrt und akzeptiert dies auch. Mit dem Argument „Das ist doch Natur“ kommen wir nicht weiter, das habe ich ja schon argumentiert. Es wird durch die Katzen also ein zusätzlicher und nicht unerheblicher Druck auf die Wildtiere ausgeübt. Wenn ein Hund eine Katze tötet möchte man als Katzenhalter ja auch nicht hören, dass es ja Natur sei, oder?
Man sollte sich also gründlich überlegen ob man sich ein Haustier holt und ob man es herumwildern lässt. Vielleicht hilft beispielsweise ein Glöckchen am Halsband um Vögel zumindest akustisch vor der Katze zu warnen.
Die Gefahren für Katzen draußen sind ja auch nicht ohne. Stichwort Straßenverkehr, Hunde, Uhus und sogar Jäger. Diese haben Erlaubnis Katzen, ab einer gewissen Entfernung zu Siedlungsbereichen, zu erlegen. Sie tun dies allerdings eher selten, da sie wissen, dass es im Zweifelsfall ein geliebtes (Haus)tier ist und lassen den Finger gerade.
Mit meinem Text möchte ich keinesfalls gegen Katzenhalter oder Hauskatzen hetzen. Ich möchte lediglich das Bewusstsein dafür schärfen was es bedeutet, Katzen frei laufen zu lassen.
Hallo,
wir hatten selbst mehrere Katzen (sog. ‚Freigänger‘) – die kamen selten ohne Beute (Vögel, Mäuse, Maulwürfe, Schlangen bzw. Lurche usw.) heim; oft musste ich dann ‚Leiden beenden‘.
Wir haben ihnen dann Klöckchen am Zeckenhalsband umgehängt – da haben wir dann halt gehört wenn sie was heimbringen, das war die ganze Wirkung!
mfg uwe feil
Moin und danke für dein Feedback. Ok, dann sind Glöckchen ja auch keine Lösung.
Habe es schon befürchtet, da sie ja oft auch lauern und regungslos warten. Da läutet dann ja auch nix :/
Sebastian